Ausbau der internationalen Anbindung der TU Wien

Johannes Demel

Der TU Wien steht über den Zugang zum ACOnet, dem Netz für die österreichischen Universitäten, das direkt vom Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr finanziert wird, derzeit eine vertragliche (mittlere) Bandbreite von 1.5 MBit/s zur Verfügung. Über diese Bandbreite sind Rechner im ACOnet, im Ebone, im TEN-34-Netz (Forschungsnetz der EU), andere österreichische Service-Provider über das VIX und das restliche Internet erreichbar. Daneben existiert noch eine direkte Verbindung mit je 10 MBit/s zur UNI Wien und WU Wien.

Seit Mai 1997 hat das ACOnet einen Anschluß an TEN-34 (Trans-Europäische Netze, 34MBit-Technologie, EU-gefördertes Projekt). Im Rahmen des TEN-34 Projektes hat ACOnet eine Anbindung an dieses Netz für die sogenannten NRNs (National Research Networks) mit 10MBit erhalten. Die verwendete Zugangstechnik für ACOnet ist eine ATM-Verbindung von der UNI Wien in die Schweiz (CERN). Von dort geht es mit entsprechenden Bandbreiten zu den anderen EU-Ländern und dem NORDUnet. Durch diese Verbindung existiert ein leistungsfähiger Weg zu anderen Forschungsnetzen in Europa – auch nach Deutschland – und das bedeutet natürlich eine entsprechende Entlastung der Ebone-Anbindung des ACOnet.

Die Entwicklung des Verkehrs der TU Wien zum und vom ACOnet (und den dahinter liegenden Netzen) des letzten Jahres ist folgender Abbildung zu entnehmen:

Die durchgezogene Linie ist der abgehende Verkehr, die schraffierte Fläche der ankommende Verkehr. Die Zeitskala geht von rechts (August 1996) nach links. Die zwei Einbrüche und der konstante Verkehr ist auf fehlende Statistik-Daten infolge von Umbauten zurückzuführen. Der Anstieg des ankommenden Verkehrs ab Ende Juli 1997 ist auf den deutlich höheren News-Feed von der UNI Wien nach Aufrüstung deren Servers zurückzuführen

Es ist leicht zu sehen, daß der externe Verkehr in einem Jahr um ca. einen Faktor 3 gestiegen ist.

Da abzusehen war, daß die Bandbreite des ACOnet den Bedarf der TU Wien für internationale Verbindungen (insbesondere USA) nicht zufriedenstellen kann, wurde im Budget des EDV-Zentrums der TU Wien für das Jahr 1997 ein entsprechender Betrag vorgesehen, um für die TU Wien die internationale Bandbreite – hier traten die größten Engpässe auf – aufzustocken.

Unsere ursprüngliche Erwartung, daß diese Band- breitenaufstockung für die TU Wien über ACOnet/Ebone abgewickelt werden kann, erfüllte sich in absehbarer Zeit jedoch nicht (ACOnet/Ebone hatte selber große Probleme, entsprechende internationale Leitungen zu erhalten, und konnte die vertraglichen 1.5 MBit/s nicht zur Verfügung stellen.) Nach entsprechenden Untersuchungen und Tests wurde ein Vertrag mit IBM abgeschlossen, der der TU Wien eine weitere Internet-Anbindung, insbesondere für die internationalen/USA Destinationen, über das IBM Global Network bietet.

Seit Anfang Juli 1997 ist nun eine 500 kBit/s Verbindung zum IBM Global Network in Betrieb, die bereits für Teile des internationalen Verkehrs eingesetzt wird. Diese Verbindung ist bereits jetzt tagsüber voll ausgenutzt. Am 24. September wurde diese Verbindung auf 2 MBit/s aufgestockt, sodaß zum Beginn des Wintersemesters eine deutlich höhere Kapazität zur Verfügung steht.

Die ACOnet Anbindung der TU Wien wird für alle Destinationen im ACOnet (enthält auch den News-Feed), Ebone, TEN-34, VIX und EUNET genützt, soweit dies technisch möglich ist (das nationale und internationale Routing bei einer sogenannten Dual Home Struktur, wie wir sie jetzt haben, ist leider extrem komplex und nicht in allen Bereichen von uns überhaupt beeinflußbar). Dadurch wird die Last der TU Wien zwischen ACOnet und IBM-GN entsprechend aufgeteilt, wobei das ACOnet im wesentlichen für jene Verbindungen genutzt wird, zu denen ACOnet selber eine sehr gute Verbindung hat (z. B. TEN-34, andere Ebone-Kunden, VIX). Weiters steht ACOnet als Backup bei einem Ausfall der IBM-GN Verbindung zur Verfügung. Bei Ausfall der ACOnet Verbindung kann die IBM-GN Verbindung das Backup übernehmen.

Im Zuge dieser neuen Anbindung wurde auch die Router-Struktur der externen Anbindung reorganisiert, um die entsprechende Flexibilität zu haben. Bisher wurde die externe Routing-Funktion im Core-Router Freihaus abgewickelt, der eigentlich nur dem TU-internen Verkehr dienen sollte. Beim externen Routing sind einerseits relativ komplexe Access-Filter aufgesetzt, um die TU Wien vor einigen Typen von Hackerattacken zu schützen, weiters müssen infolge der Dual Home Anbindung ca. 12.000 externe Routen verarbeitet werden – eine erhebliche Belastung für einen Router. Die neue Struktur der externen Anbindung ist in folgendem Bild (vereinfacht) dargestellt. Durch den symmetrischen Aufbau der Anbindung ist auch hier eine entsprechende Ausfallsicherheit gegeben.

Wir erwarten, daß mit diesen Investitionen die internationale Anbindung der TU Wien, insbesondere nach der Aufstockung auf 2 MBit/s, merklich verbessert wird.


Zum Inhaltsverzeichnis, Pipeline 23, Oktober1997