Das neue Telekommunikationssystem an der TU Wien

Johannes Demel, Wolfgang Kleinert

Endlich ist es soweit: die Technische Universität Wien erhält in den nächsten Monaten eine neue, dem modernsten Stand der Technik entsprechende Telefonanlage!

Derzeit wird die Telefonie an der Technischen Universität Wien noch mit 15 Nebenstellenanlagen – die zum Teil älter als 20 Jahre sind – betrieben. Die größte Anlage (Kapsch PKE 10000 im Freihaus) steht seit Jänner 1981 im Betrieb. Wie die jüngsten Ausfälle gezeigt haben, sind diese Anlagen zum größten Teil nicht mehr wartbar und entsprechen auch nicht mehr den Ansprüchen an die heutige Telekommunikation. So ist z. B. eine automatische Ausnutzung der jeweils günstigsten Tarife unterschiedlicher Provider (Least Cost Routing) prinzipiell nicht möglich. Deshalb hat die Universitätsdirektion bereits 1995 mit der Beauftragung eines Vorprojekts über eine neue Telekommunikationsanlage für die TU Wien die Initiative ergriffen. Am 24. 6. 1996 hat der Akademische Senat den Universitätsdirektor mit der Erstellung eines Konzepts für eine neue Telekommunikationsanlage betraut. In der Folge wurde Herr Ing. Wottawa von der Firma PKG-Data (inzwischen in DTN umbenannt) mit der Planung einer neuen Anlage beauftragt.

Nach Zustimmung des BMWV zum grundsätzlichen Konzept und zum detaillierten Pflichtenheft wurde Ende 1997 die EU-weite Ausschreibung der neuen Telekommunikationsanlage im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften veröffentlicht. Am 11. März 1998 erfolgte die Anbotseröffnung. Am 30. April 1998 wurde die Post und Telekom Austria (als Generalunternehmer gemeinsam mit den Firmen Ericsson Austria AG und Mobilkom) mit dem in der Ausschreibung vorgesehenen Probebetrieb beauftragt. Der end- gültige Zuschlag soll im Juli 1998 erfolgen.

Das Gesamtprojekt, dessen Realisierung für 1998 und 1999 vorgesehen ist, gliedert sich in zwei Bauabschnitte: Im Herbst 1998 erfolgt die Umstellung der Hauptanlage und der kleineren Nebenstellenanlagen, im Sommer 1999 wird im Zuge der Inbetriebnahme des neuen Institutsgebäudes auch der Anlagenteil für die Favoritenstraße in Betrieb genommen.

Die technische Entwicklung in der Telekommunikation läßt die ursprünglich getrennten Bereiche der Sprach- und Datenkommunikation immer mehr zusammenwachsen. Das Konzept sieht daher die Nutzung eines gemeinsamen Backbones für Daten- und Telekommunikation vor. Deshalb wurde im Februar 1998 das EDV- Zentrum mit dem Betrieb der neuen Telekomanlage betraut.

Auszug aus dem Pflichtenheft
(Allgemeine Beschreibung)

Für die Technische Universität Wien ist ein einheitliches, vollintegriertes, digitales Telekommunikationssystem aufzubauen, das die gesteckten Zielsetzungen:

  • Einheitliche Kopfnummer für die TU Wien
  • Sparen von Telefonkosten durch interne Vernetzung
  • Senkung der Personalkosten durch zentralen Vermittlungspool
  • Zentrale Wartung und Programmierung der Anlagen
  • Kostentransparenz durch zentrale Auswertung der Gesprächsgebührendaten
  • Kostentransparenz durch die klare Zuordnung jedes gebührenpflichtigen Gespräches
  • Bessere Nutzung der Funktionalität von Telekommunikationsanlagen durch standortübergreifende Leistungsmerkmale (z.B. Anrufumleitung, automatischer Rückruf, Konferenzschaltung etc.)
  • Senkung der Betriebskosten durch gemeinsame Nutzung der vorhandenen und neu zu schaffenden Infrastrukturen für Daten- und Telekommunikation
  • Verbesserung der internen und externen Kommunikation durch den Einsatz von Sprachservern und Sprachspeichern
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  • Unterstützung von Multimedia-Applikationen – zukünftige ATM-Integration
  • Corporate Network
  • Errichtung einer Struktur für mobile Telekommunikation (DECT) als Option

mit einem einheitlichen, über die TU-Wien-Standorte verteilten und redundant aufgebauten Telekommunikations- system umsetzt. Die Bedienung, die Leistungsmerkmale und die Anschlußmöglichkeiten an das Telekommunikationssystem müssen an allen Standorten gleich sein. Es ist damit eine einheitliche Funktionalität (Konfiguration von Team- und Chefsekretär-Anlagen, Nutzung von Leistungsmerkmalen etc.) ohne Einschränkungen über die örtlichen Standorte hinaus zu erreichen. Voraussetzung für eine wirtschaftliche, einheitliche Gesamtstruktur ist die Einbindung der Telekommunikationszentralen in den TUNET-Backbone. Aus Redundanzgründen sind die vorhandenen Kupferleitungen als zusätzlicher Leitungsweg zu nutzen.

Optional ist als Ergänzung zum Fest-Netz eine mobile Telekommunikationsvernetzung basierend auf dem DECT- Standard anzubieten.

Das neue Telefoniekonzept der TU Wien verfolgt mehrere Ziele: Zum einen sollen mit einem modernen digitalen Telekommunikationssystem im Endausbau (fast) alle Standorte der TU Wien einheitlich ausgestattet werden, sodaß die üblichen Funktionen eines Telefonsystems wie Vermittlung, Rufumleitung, automatischer Rückruf, Konferenzschaltung usw. auch standortübergreifend zur Verfügung stehen. Die TU Wien wird von außen an allen diesen Standorten über eine einheitliche Rufnummer erreichbar sein, wobei die Anrufe im internen Telekommunikationsnetz der TU auf die dezentralen, in den einzelnen Gebäuden installierten Subanlagen verteilt werden.

Zum anderen wird das neue Telefonsystem auch die erforderliche Kostentransparenz bieten und die Zuordnung der anfallenden Gesprächsgebühren auf die dafür vorgesehenen Kostenstellen (z. B. Dienstgespräche auf Institutsebene, aber auch auf ein Projektkonto oder ein persönliches Konto) ermöglichen, sodaß Maßnahmen zur Senkung der Telefonkosten auf dezentraler Ebene getroffen werden können. Durch Einbeziehung des TUNET Backbones und durch die Nutzung alternativer Leitungswege können weitere Einsparungen bei den laufenden Kosten erzielt werden. So wird die neue Anlage ein Least Cost Routing implementiert haben, d. h. es wird automatisch der Verbindungsaufbau durchgeführt, der zu den geringsten Gesprächsgebühren führt. Das gilt für alternative Festnetzbetreiber in- und außerhalb Österreichs oder für die ins Auge gefaßte Möglichkeit, für Gespräche mit anderen österreichischen Universitäten Übertragungskapazitäten des ACOnet zu nutzen.  Grundsätzlich soll auch im neuen Telefonsystem die Fernwahlsperre beibehalten werden. Die bisherige Freigabe auf Wien wird auf Wien-Umgebung erweitert. Zusätzlich können aber alle Telefonapparate, von denen aus häufiger Ferngespräche geführt werden, mit einem Chipkartenleser ausgestattet werden. Mittels einer persönlichen Chipkarte, auf der die Kontonummer des betreffenden Gebührenkontos gespeichert ist, kann dann jeder Benutzer selbständig – ohne Inanspruchnahme der Vermittlung – seinen Telefonapparat für Ferngespräche freischalten und diese daher auch zu jenen Tageszeiten führen, wo die Telefonzentrale nicht mehr besetzt ist.

Digitale Sprachspeicherboxen können als persönlicher Anrufbeantworter genutzt werden, um Nachrichten zu hinterlegen und – auch von zu Hause – abzufragen. Der Sprachserver bietet aber auch die Möglichkeit, entsprechende Informationstexte für häufig nachgefragte Auskünfte unter eigenen Nebenstellennummern abzulegen.

Die neue Telekomanlage wird auch zur Verbesserung der Erreichbarkeit der Institute beitragen. Grundsätzlich sollen mit der neuen Telekomanlage alle Anrufe, die nicht entgegengenommen werden, nicht wie bisher sofort in die Telefonzentrale zurückfallen, da das Vermittlungs- personal in solchen Fällen nur selten eine Auskunft über die Erreichbarkeit des nicht angetroffenen Mitarbeiters geben kann. Solche Anrufe verbleiben vielmehr im betreffenden Institut und werden auf jene Nebenstellen umgeleitet, die vom Institut dafür ausgewählt werden (Institutssekretariat, Sprachspeicherbox etc.). Es bleibt der Institutsleitung überlassen, ob und von welcher Möglichkeit der Anlage Gebrauch gemacht wird und was mit solchen Anrufen jeweils geschehen soll – auch wenn es vermutlich nicht dem Selbstverständnis der Universität entspricht, wenn der erfolglose Anrufer aus dem Sprachspeicher sinngemäß die Auskunft erhält: „Ich bin derzeit nicht erreichbar und möchte auch künftig nicht gestört werden“. Die neue Telefonanlage bietet jedenfalls viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, aber nicht muß.

Mit der neuen Telefonanlage werden auch alle Telefonapparate erneuert. Die neuen digitalen Endgeräte sind mit Funktionstasten für häufig benützte Nummern oder Funktionen sowie einem Display ausgestattet, auf dem Informationen (wer ruft mich an, wen rufe ich an, ...) angezeigt werden. Auf die optionale Ausstattung mit einem Chipkartenleser zur Aufhebung der Fernwahlsperre wurde bereits hingewiesen. Die Umstellung auf digitale Nebenstellen mag im einen oder anderen Fall zu Problemen führen, wenn die derzeitigen Geräte nicht mehr 1:1 umgestellt werden können. Anrufbeantworter können dann im allgemeinen nicht angeschlossen werden, aber die neuen Sprachspeicherboxen werden sie ohnehin ersetzen. Die bestehenden Fax-Geräte können im allgemeinen an Nebenstellen der neuen Telefonanlage angeschlossen werden und benötigen keine eigenen Amtsleitungen mehr (allerdings muß die Kennung umprogrammiert werden). In jedem Fall werden vor der Umstellung die mit der Installation des neuen Systems betraute Lieferfirma und das EDV-Zentrum gemeinsam mit den von den Instituten zu benennenden Kontaktpersonen die konkrete Vorgangsweise absprechen und einen detaillierten Klappen- und Geräteplan erstellen.

Der in der Ausschreibung vorgesehene Probebetrieb wurde auf das EDV-Zentrum und die Wirtschaftsabteilung beschränkt, um eine möglichst geringe Beeinträchtigung des normalen Betriebs unserer Universität zum Ende des Studienjahres sicherzustellen. Dieser Probebetrieb beginnt Anfang Juni. Im Probebetrieb wird auch DECT – Inhouse Mobilkommunikation – getestet. Die Mitarbeiter des EDV-Zentrums und der Wirtschaftsabteilung sind während des Probebetriebs natürlich weiterhin unter den gewohnten Nebenstellen zu erreichen.

Die Gespräche mit allen Instituten zur Festlegung der Geräteausstattung und der Nebenstellen sollen ab Mitte Juni bis Ende Juli stattfinden. Für das Wochenende 5./6. September – unmittelbar vor Schulbeginn – ist die Umschaltung der Hauptanlage der TU Wien vorgesehen. Danach werden die kleinen Anlagen schrittweise umgestellt. Für die Umstellung ist natürlich eine Information der Anrufer, die noch die alte Nebenstelle wählen, über einen Auskunftsserver vorgesehen.

Kontaktpersonen:

Dr. Johannes Demel:
Projektleitung am EDV-Zentrum
E-Mail: demel@edvz.tuwien.ac.at
Tel.: 01/58801 5829

Ing. Harald Wottawa:
Planungsfirma DTN
E-Mail: wottawa@ping.at
Tel.: 02252/49765

Dipl.-Ing. Friedrich Blöser:
Nummernplan, Betrieb der Telekomanlagen
E-Mail: bloeser@edvz.tuwien.ac.at
Tel.: 01/58801 5810

Johann Kainrath:
Gemeinsames Backbone Daten- und Telekommunikation,
Verbindung mit den öffentlichen Netzen
E-Mail: kainrath@edvz.tuwien.ac.at
Tel.: 01/58801 5811

Dr. Manfred Siegl:
Verkabelung
E-Mail: siegl@edvz.tuwien.ac.at
Tel.: 01/58801 5604

Um die Institute rechtzeitig und umfassend über die neue Telekommunikationsanlage zu informieren, wird es eine Reihe von Informationskanälen geben:

Zeitplan:
2. Juni Beginn Probebetrieb EDV-Zentrum, Wirtschaftsabteilung
10. Juni, 16.00 Informationsveranstaltung 1. Termin, Freihaus HS 6
10. Juni  Inbetriebnahme des Vorführraums
17. Juni, 16.00 Informationsveranstaltung 2. Termin, Freihaus HS 6
18. Juni  Beginn der Konfigurationsgespräche
29. Juni, 14.00 Informationsveranstaltung 3. Termin, Freihaus HS 6
Ende Juli  Abschluß der Konfigurationsgespräche
Juli/August Tausch aller Telefondosen
August Anlieferung, Aufbau und Test der neuen Anlagen
5./6. September Umschaltung der Hauptanlage auf die neue Telekommunikationsanlage
September  Benutzerschulung
Bis November Umschaltung der weiteren Nebenstellenanlagen
Sommer 1999 Aufbau und Inbetriebnahme der Anlage in der Favoritenstraße

Da das neue Telekommunikationssystem der TU Wien für die Versorgung der gesamten Universität konzipiert ist, müssen für alle Telefonanschlüsse neue, fünfstellige  Nebenstellen vergeben werden. Diese werden nicht wie bisher gebäude- sondern institutsbezogen sein (die ersten drei Stellen sind dann die Institutsnummer). Die Hauptnummer der TU Wien bleibt weiterhin 58801. Es ist völlig klar, daß die flächendeckende Umstellung des Rufnummernplans eine organisatorische Herausforderung erster Ordnung darstellt, zumal diese Umstellung gleichzeitig für das gesamte System erfolgen muß. Das EDV- Zentrum ist jedoch zuversichtlich, mit Unterstützung der mit der Installation des neuen Systems betrauten Lieferfirma und der beauftragten Firma DTN auch diese organisatorische Hürde halbwegs erfolgreich zu bewältigen. Zweifellos wird es aber auch Pannen und „Kinderkrankheiten“ mit dem neuen System geben, für die wir bereits jetzt um Nachsicht ersuchen.


Zum Inhaltsverzeichnis, Pipeline 25, Juni 1998